„Heimat ist die Sehnsucht nach Kindheit“ (Heinrich Böll)
Die Vorsitzende des Kinderschutzbundes Augsburg, Frau Nazan Simsek, im liesLotte Gespräch.
Am 20.09.2022 ist in Deutschland wieder Weltkindertag. Die Idee eines Weltkindertages reicht zurück bis zum Anfang des 20.Jahrhunderts. Die Öffentlichkeit wurde insbesondere durch die dramatischen Folgen des ersten Weltkrieges aufgerüttelt. Viele Kinder waren auf der Flucht. Der Schutz und das Wohl der Kinder rückte in den Mittelpunkt der Debatten.
Als erstes Land führte die Türkei mit der Staatsgründung im Jahre 1920 den Kindertag ein. Am 21.September 1954 empfahl die 9. Vollversammlung der UNO ihren Mitgliedsstaaten die Einrichtung eines weltweiten Kindertages. Mit der Verabschiedung der Resolution von 1954 wählte die Bundesrepublik Deutschland den 20. September als Weltkindertag. Der Weltkindertag ist kein Feiertag. Es handelt sich hierbei um einen Tag zur Besinnung dessen, dass Kinder besonders schutzbedürftig sind und zur Wahrnehmung ihrer Rechte und Interessen, darauf angewiesen sind, dass Erwachsene für sie eintreten. Es geht darum, sich der Situation der Kinder bewusst zu werden, auf deren Bedürfnisse und Interessen, damit auf die Kinderrechte, aufmerksam zu machen.
Das diesjährige Motto lautet „Gemeinsam für Kinderrechte“. Auch nach der Einführung des Weltkindertages wird deutlich, dass es wichtig und unerlässlich ist, sich jährlich der Situation der Kinder zu stellen. Seitdem hat es zahlreiche Kriege, Unruhen und Armut gegeben. Auch aktuell sind Kinder auf der Flucht. Nach Schätzungen von UNICEF wurden Ende 2021 weltweit 36,5 Millionen Kinder durch Konflikte, Gewalt und andere Krisen aus ihrer Heimat vertrieben – die höchste Zahl seit dem Zweiten Weltkrieg. Darunter 13,7 Millionen Flüchtlings- und asylsuchende Kinder und fast 22,8 Millionen Kinder, die wegen Konflikten und Gewalt im Inland vertrieben wurden. Die Konfliktherde nehmen leider zu.
Wenn Kinder fliehen, hinterlassen sie nicht nur Spuren, sie verlieren ihr gewohntes Umfeld, das Vertraute, Freunde, oftmals Familie. Se verlassen einen Ort, wo sie bisher emotional, sprachlich, kulturell und sozial aufgehoben waren. Oft ist die Flucht, ob nun aus politischen, wirtschaftlichen, humanitären Gründen bedingt, eine Reise der Ungewissheit, geprägt von Ängsten, Sorgen, Schmerz, Hunger, Kälte oder Hitze. Sie begegnen vielen anderen fremdem Menschen, jeder einzelne bestrebt danach, anzukommen. Kinder sind körperlich und entwicklungsbedingt den Umständen und den Erwachsenen ausgeliefert. Nicht selten bleiben Familienmitglieder zurück.
Die Neugier, Aufgeschlossenheit und Offenheit sind gute Vorraussetzungen aufeinander zuzugehen, Kindern und Jugendlichen auch kultursensibel zu begegnen. Kinder trauern um ihr „Zuhause“, der Verlust der „Heimat“ belastet und verwirrt sie. Dabei ist Heimat, ein Gefühl von Wärme, Zugehörigkeit, Akzeptanz und Geborgenheit.
Die Welt ist global. Alle Kinder haben ein Recht auf unbeschwerte Kindheit, auf Schutz und Sicherheit. Ein sicherer Ort ist insbesondere geprägt von Menschlichkeit, Empathie und Achtung der Menschenwürde. Heimat ist da, wo man sich nicht erklären muss, man sein kann, wie man ist. Ansich ist jeden Tag Weltkindertag. Jeden Tag sind Kinder auf uns Erwachsene angewiesen. Auch im Jahre 2022 bedarf es der Innehaltung, wie es um die Rechte und Situation der Kinder weltweit aussieht.
Kinder brauchen Sicherheit, um Vertrauen ins Leben fassen und aufbauen zu können. Nur dann ist es möglich, sich zu öffnen, selbstbestimmt zu entwickeln und sich fallen lassen zu können.
Heilung wird mit positiver Erfahrung Teil. Menschenliebe ist die beste Voraussetzung dafür.
Letztendlich ist „Heimat der Mensch, dessen Wesen wir vernehmen und erreichen.“(Max Frisch)
Gemeinsam für Kinderrechte! Damit Kinder, Kind sein dürfen.
„Wenn wir wahren Frieden für die Welt erlangen wollen, müssen wir bei den Kindern anfangen“ (Mahatma Gandhi)