

Kinder brauchen Rückhalt, nicht Druck
Kinderschutzbund Bayern ruft Eltern zum Schuljahresende zu mehr Verständnis, Unterstützung und realistischen Erwartungen auf
München, 22. Juli 2025 – Die letzten Schultage sind für viele Kinder mit Spannung – und für manche mit Angst verbunden. Besonders zum Zeugniszeitpunkt steigt der Druck. „Wie sag ich’s meinen Eltern?“ – ist eine der häufigsten Sorgen von Schüler:innen mit mittelmäßigen oder schlechten Noten. Der Kinderschutzbund Bayern ruft Eltern daher dazu auf, sich selbst zu fragen: Was zählt mehr – die Note oder mein Kind?
„Ein Zeugnis sagt uns etwas über die Noten des Kindes – aber nicht alles über das Kind“, sagt Alexandra Schreiner-Hirsch, pädagogische Leiterin beim Kinderschutzbund Landesverband Bayern. „Es sagt nichts über den Charakter, über Mitgefühl, Kreativität oder die besonderen Stärken eines Kindes. Deshalb brauchen Kinder an diesem Tag keine Bewertung durch die Eltern, sondern Verständnis, Unterstützung – und den ehrlichen Glauben daran, dass sie wachsen dürfen.“
Schlechte Noten? Realismus statt Reaktion
„Viele Eltern reagieren aus Sorge – und meinen es gut. Aber Druck, Strafen oder Abwertungen bewirken das Gegenteil von dem, was sie wollen“, erklärt Schreiner-Hirsch. Die Forschung bestätigt: Kinder, die sich emotional sicher fühlen, entwickeln langfristig mehr Motivation und Resilienz. Angst hingegen blockiert Lernen – dauerhaft.
Was Eltern konkret tun können:
- Hinterfragen statt verurteilen: Schlechte Noten haben Gründe. Möglicherweise liegt es an Überforderung, Konzentrationsproblemen oder schlicht daran, dass ein Fach nicht „ihr Ding“ ist. Wer fragt statt urteilt, kommt weiter.
- Stärken stärken: Statt Defizite zu betonen, lohnt es sich, gemeinsam auf das zu blicken, was gut läuft – ob Sozialverhalten, Sport, Musik oder einfach Ausdauer.
- Ziele gemeinsam setzen: Was wünschen sich Kinder selbst? Was möchten sie im nächsten Schuljahr anders machen? Das stärkt Eigenverantwortung.
Zeugnisse in anderen Ländern: Weniger Drama, mehr Dialog
In Ländern wie Finnland oder Schweden steht nicht die Note im Vordergrund, sondern die individuelle Entwicklung. Persönliche Lernfortschritte, Rückmeldungen zum Arbeitsverhalten und soziale Kompetenzen zählen ebenso. Auch deutsche Bildungsforscher:innen empfehlen zunehmend, Zeugnisse als Gesprächsanlass statt als Leistungsurteil zu verstehen.
Verständnis macht stark
Der Kinderschutzbund Bayern ruft dazu auf, die Zeugniszeit als Chance für Nähe und Gespräche zu nutzen:
„Wenn Kinder wissen: Meine Eltern stehen zu mir – auch wenn es mal nicht gut läuft, dann sind sie bereit, Verantwortung zu übernehmen und sich weiterzuentwickeln“, so Alexandra Schreiner-Hirsch. „Erwartungen sollten nicht an Noten, sondern an individuelle Entwicklung geknüpft sein.“
Hilfe und Gesprächspartner für Eltern – und Kinder
Für Eltern, die sich Unterstützung wünschen oder unsicher sind im Umgang mit der Zeugniszeit, gibt es das Elterntelefon des Kinderschutzbundes unter der Nummer 0800 – 111 0 550 – anonym, kostenlos und vertraulich.
Auch Kinder und Jugendliche selbst können sich bei Sorgen oder Ängsten rund um Schule, Familie oder Freundeskreis direkt an die Nummer gegen Kummer wenden: 116 111 – anonym, kostenlos, täglich erreichbar.
Beide Angebote bieten ein offenes Ohr – und das Gefühl: Du bist nicht allein!