Geschwister sind Kindheit, die bleibt !
Die Vorsitzende des Kinderschutzbundes Augsburg Frau Nazan Simsek im Gespräch mit dem Familienmagazin Lieslotte über die Bedeutung von Geschwisterbeziehungen
Das Miteinander in der Familie bringt eine Beziehungsdynamik mit, getragen und geprägt von eigenständigen Persönlichkeiten, mit ihren jeweiligen Stärken und Schwächen. Kinder durchlaufen verschiedene Entwicklungsphasen. Insbesondere das unmittelbare soziale Umfeld, die Eltern und Geschwister haben eine tragende Rolle im Rahmen der Prägung.
Auch die Geschwisterfolge kann die Persönlichkeit prägen. Oftmals übernimmt das älteste Kind eine Führungsrolle. Das Bewusstsein Verantwortung zu haben, gekoppelt mit der Erwartungshaltung an sie, welcher sie ausgesetzt sein können, kann jedoch zu einem Gefühl der Überforderung führen, zumal von ihnen erwartet wird, dass sie ein Vorbild für ihre jüngeren Geschwister sind.
Das mittlere Kind versucht oftmals den Platz zu finden. Dies kann kann dazu führen, dass es nach mehr Aufmerksamkeit sucht, sich weniger gesehen fühlt. Mittlere Kinder übernehmen oftmals die Rolle des Vermittlers zwischen den Geschwistern. Das jüngste Kind, das Nesthäkchen, kann dazu neigen, sich durch Charme , Aufmerksamkeit zu verschaffen. Es kann jedoch auch das Gefühl haben, im Schatten der älteren Geschwister zu stehen, es ihnen gleich machen zu müssen.
Eltern können dazu beitragen, eine positive Geschwisterbeziehung zu fördern, indem sie auf die Bedürfnisse jedes Kindes eingehen und eine unterstützende Umgebung schaffen, in der jedes Kind sich sicher und geliebt fühlt.
Geschwister sind ein Teil der Kindheit, der nie verloren geht. Geschwister teilen eine gemeinsame Geschichte. Diese Verbundenheit kann ihnen helfen, sich gegenseitig zu stärken und sich daran zu erinnern, dass sie nicht allein sind, während sie herausfordernde Zeiten, wie z.B Todesfall oder Trennung der Eltern, erleben.
Insbesondere bei Trennung der Eltern können Geschwister sich gegenseitigen emotionalen Halt geben, sich gegenseitig trösten, ermutigen, Verständnis und Geborgenheit vermitteln. Geschwister können sich nicht nur lieben, miteinander Spass haben, sie können sich auch streiten, konkurrieren, aufeinander eifersüchtig sein. Geschwisterstreit ist Ausdruck gelebter Beziehung und damit unvermeidbar. Mit diesen Konflikterfahrungen erlernen Kinder Fähigkeiten wie Kompromissbereitschaft, als auch Empathie. Eltern können dazu beitragen, die Geschwisterbeziehung zu fördern und zu stärken.
So können Eltern als neutrale Vermittler fungieren, um sicherzustellen, dass beide Seiten gehört werden und eine faire Lösung gefunden wird. Zum Beispiel könnten sie vorschlagen, ein Spielzeug abwechselnd zu benutzen oder eine gemeinsame Aktivität zu finden. Indem sie ihnen beibringen, wie sie sich ausdrücken können, ohne den anderen zu verletzen, können Eltern ihren Kindern helfen, ihre Emotionen einzuordnen und zu verarbeiten. Grundsätzlich ist es wichtig, klare Verhaltensregeln aufzustellen und angemessene altersgerechte Konsequenzen für Regelverstöße zu setzen, damit die Kinder verstehen, dass ihr Verhalten Konsequenzen hat.
Durch Interaktionen mit ihren Geschwistern lernen Kinder sich in sozialen Situationen zurechtzufinden und Beziehungen aufzubauen. Dies ist auch für die Identitätsbildung wichtig.
Wenn Geschwister sich einig sind, ist keine Festung so stark wie ihr gemeinsames Handeln.