Pubertät im Lockdown – Ernst jetzt?!

Artikel der Vorsitzenden des Augsburger Kinderschutzbundes im Familienmagazin Lieslottte Februar 2021

Die Corona Lage hält uns als Gesellschaft weiterhin in Atem. Alle sind wir gefordert, aufeinander Rücksicht zu nehmen, Distanz zu wahren, aber dennoch füreinander da zu sein. Die Helden der Corona Zeit, sind neben den Erwachsenen des medizinischen Bereichs, der Alten -und Krankenpflege, vor allem unsere Kinder und Jugendlichen. Die Corona Lage und die damit verbundenen Maßnahmen verlangen von ihnen viel. Sie sollen, die ihrer Entwicklung immanenten Bedürfnisse zurückstellen.In der medialen Welt werden Kinder  schon mal als Infektionstreiber und Jugendliche als Party-Jugend bezeichnet. Worte bleiben nicht wirkungslos. Sie hinterlassen Verletzungen, das Gefühl nicht verstanden zu werden, stigmatisiert zu werden. Achten wir daher auf unsere Worte, die wir wählen und verkennen wir nicht, dass auch wir mal klein oder jung waren. Sprechen wir nicht nur darüber, auf unsere Mitmenschen Rücksicht zu nehmen, sondern wählen bereits beim Sprechen Worte, die nicht verletzen, ausgrenzen oder stigmatisieren. Die Pubertät im Lockdown ! Dabei ist die Pubertät per se eine Entwicklungsphase, in welcher der junge Mensch weder sich selbst, noch sein Umfeld versteht. Die Pubertät ist eine besondere Lebensphase, in der sich Kinder zu jungen Erwachsenen entwickeln. Sie ist geprägt von körperlichen Veränderungen, als auch von Stimmungsschwankungen. In der Vorpubertät und frühen Pubertät, 11-14 Jahre, sind Kinder bedingt durch neue Hinrentwicklung und Bindungen besonders verunsichert. Sie verstehen ihre Gefühle oftmals selbst nicht. Hinzukommt, dass sie selbstständig und autonom sein wollen, jedoch die Kompetenzen hierfür noch nicht ausgreift vorliegen. Im Jugendalter sind Freundschaften das Wichtigste Medium des Sich-Anvertrauens. Die Entwicklung von Vertrauen, Verständnis und Verlässlichkeit stabilisieren die Identität. Der Kontakt und Austausch der Gruppe von Gleichaltrigen und Gleichgesinnten bietet Orientierung, emotionale Akzeptanz, dient der Erprobung von Sozialverhalten, bestätigt das eigene Ich und dessen Darstellung und unterstützt den Abnabelungsprozess von den Eltern. Jugendliche brauchen Jugendliche, das ist ein entwicklungsbedingtes unabdingbares Bedürfnis. So wichtig es ist, aufgrund der Pandemie, jungendliche Treffen nicht in Parties münden zu lassen, so wichtig ist es auch, die Bedürfnisse des Jugendlichen wahrzunehmen und die Last der Isolation aufzufangen, ihm zu helfen, andere Möglichkeiten wahrzunehmen, z.B. medial visuelle Interaktion. Jugendliche können unterschiedlich reagieren, sich zurückziehen, resignieren, aggressiv , frustriert, ängstlich oder depressiv werden. Es ist wichtig, dass die Jugendlichen ihren sozialen Anschluß nicht verlieren. Jugendliche brauchen für ihre Entwicklung soziale Kontakte über ihre Familie hinaus. Jugendliche brauchen eine Tagesstruktur, Aufgaben, aber auch Raum für Freizeit. Da auch der Vereinssport pandemiebedingt nicht mehr stattfindet, ist es zudem wichtig auf Bewegung zu achten. Ein Spaziergang, Fahrradfahren oder Joggen fördert nicht nur die Gesundheit, sondern hilft auch Energie abzubauen und sorgt für Wohlempfinden.

Seien Sie geduldig mit dem Jugendlichen, denn er versteht sich oft selbst nicht.

Der Kinderschutzbund Augsburg steht unter Tel: 0821/ 455406 21, (i.d.R. Montag- Donnerstag 8.30 – 16 Uhr, Freitag 8.30 – 13 Uhr) und per Email anlaufstelle@kinderschutzbund-augsburg.de für Fragen/ Ihre Anliegen gerne zur Verfügung.